Instrumentarium:
- 12,5" f/4,7 Dobson, 8"
f/6 MEADE Starfinder EQ
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe
Beobachter: Matthias Juchert, Christian Schreiner
Bedingungen: Sehr gute Bedingungen auf einer geschützten Lichtung, dicht am Waldrand. Dabei freie Sicht nach Süden mit exzellenter Durchsicht bis zum Horizont. Die Grenzgröße betrug etwa 6m8. Dabei hatten wir es doch mit recht frischen Temperaturen von -4°C zu tun - allerdings ohne all zu kräftigen Wind.
Beobachtung:
Zeit: 19.45 Uhr - 02.00 Uhr MEZ
Nachdem ich im vorangegangen Jahr bereits einige Nächte im Bayerischen Wald zusammen mit Christian Schreiner beobachtet hatte (siehe hier und hier), so stand nun der Gegenbesuch bei mir in Brandenburg an. Mit im Gepäck hatte er seinen nagelneuen Selbstbau-Dobson, der uns an diesem Abend viel Freude bereiten sollte. Wir zogen ein relativ lockeres Programm durch, wobei es hauptsächlich darum ging, die Fähigkeiten des neuen Teleskops auszuloten, und nebenher auch noch ein paar knackige Objekte mit ins Programm zu nehmen.
(Neue) Nebel im Orion
Das erste Ziel war M 78, in dessen Umgebung dieser Tage ein "neuer" Nebel für Furore sorgte - McNeil's Nebel. Dieser veränderliche Nebel wurde nur wenige Wochen vor unserer Beobachtung von Jay McNeil auf einer CCD-Aufnahme von M 78 entdeckt. Wie sich später herausstellte, ist der Nebel aber auch auf einigen älteren Aufnahmen erkennbar, was auf seine Variabilität hindeutet.
McNeils Nebula (Neb) (Ori)
12,5": Mit indirekter Sicht und mittlerer bis hoher Vergrößerung
ist der Nebel schwach aber deutlich als kleiner, länglicher Nebelfleck
erkennbar. Das schwache Sternchen, direkt neben dem Nebel ist dagegen
erheblich schwieriger erkennbar, und blitzt nur in wenigen Momenten auf.
8": Mit 8" Öffnung ist McNeils Nebel auch zur Zeit seiner großer Helligkeit nur außerordentlich schwierig erkennbar. Bei indirektem Sehen und leichter Tubusbewegung, gelingt es jedoch, einen schwachen Fleck an der Position des Nebels aufblitzend zu erhaschen.
NGC 2067 (Neb) (Ori)
12,5": Ein länglicher, schwacher Nebel, direkt nordwestlich von M
78. Der Nebel ist diesem scheinbar durch eine Dunkelwolke getrennt. Insgesamt
ist der Nebel visuell viel besser erkennbar, als der Eindruck auf den meisten
Fotografien vermuten lässt. In seinem Nordteil befindet sich ein deutliches
Sternchen.
8": Mit indirekter Sicht als sehr schwacher, von M 78 deutlich abgespalteter Nebel erkennbar. Die längliche Form fällt auf. Allerdings stören die hellen Nebelmassen von M 78 fast schon die Beobachtung.
NGC 2064 (Neb) (Ori)
12,5": Bei mittlerer Vergrößerung als schwacher, ovaler Nebel
mit geringer Ausdehnung erkennbar. Ein heller, etwas störender Stern befindet
sich nordwestlich des Nebels. Deutlich heller als "McNeils Nebula".
*Wir blieben den Nebelmassen treu, schwenkten jedoch noch etwas gen Süden zum Pferdekopfnebel. Sowohl im 8" als auch im 12,5" ist die Dunkelwolke erkennbar!*
IC 434 (Neb) (Ori)
12,5": Mit UHC-Filter als deutliche, langgestreckte Nebelfläche
erkennbar - allerdings erst in etwa 15-20' Distanz von Zeta Orionis. Einige
Sterne, sowie die markante Dunkelbucht des Pferdekopfnebels sind bei genauerer
Betrachtung zu entdecken.
B 33 (Dn) (Ori)
12,5": Schon ohne Filter indirekt als strukturlose Dunkelbucht
sichtbar!! Bei 45x und UHC ist dann sogar die Figur des Pferdekopfes inklusive
Schnauze und Hals erkennbar! Wirklich ein sehr interessanter Anblick, und wohl
auch der Beweis, das es nicht unbedingt ein H-Beta-Filter sein muss, wenn die
Bedingungen stimmen.
*Zum Abschluss noch einen sehr schwachen Sternhaufen, an dem ich mit dem 8" schon mehrfach gescheitert bin.*
Berkeley 20 (Oc) (Ori)
12,5": Das Feld des
Sternhaufens ist reich an helleren Sternen, die bei seiner Beobachtung sehr
stören. Bei 3-5mm Austrittspupille ist zunächst nur ein sehr schwachen Nebel
zwischen den hellen Sternen erkennbar. Mit indirekter Sicht werden dann einige
sehr schwache Sterne aufgelöst. Insgesamt ein wirklich knackiges Objekt, das
visuell nicht mit dem sehr schönen Eindruck auf dem DSS mithalten kann.
Interessante Galaxien in Ursa Major
In Ursa Major stapeln sich unzählige lohnende Galaxien in verschiedenen Ecken des Sternbildes. Man kann teilweise richtige Schätze entdecken. Einer davon ist sicherlich der berühmte Doppelquasar. Hier besteht die Möglichkeit, mit einem mittelgroßen Teleskop visuell eine Gravitationslinse zu beobachten! Zusätzlich hilft die helle Galaxie NGC 3079 beim suchen, und bietet selbst noch einen wunderbaren Anblick.
NGC 3079 (Gx) (UMa) 10,8mag
12,5": Eine wunderschöne, helle Galaxie in einem hübschen
Sternfeld. Die Elongation des Halos ist beachtlich. In seinem Nordteil blitzt
ein schwaches Sternchen auf. Besonders im Bereich des Zentralgebietes sind
deutliche Strukturen auszumachen, wobei das Gebiet im Vergleich zum Halo
deutlich nach Osten verschoben ist.
NGC 3073 (Gx) (UMa) 13,0mag
12,5": Knapp 10' westlich der hellen NGC 3079 findet sich diese
Galaxie. Sie erscheint auf den ersten Blick recht schwach, ist aber einfach
indirekt erkennbar. Im rund-ovalen Halo zeigt sich ein deutlich helleres
Zentrum.
MCG+09-17-009 (Gx) (UMa) 14,6(Bmag)
12,5": Diese Galaxie stellt im Trio mit NGC 3079 und NGC 3073 das
schwächste Mitglied dar. Sie erscheint etwas oval, und ist nur mit indirekter
Sicht schwach aber eindeutig erkennbar.
QSO 0957+561 A/B (QSO) (UMa)
12,5": Der berühmte
Doppelquasar in Ursa Major lässt sich durch seine Nähe zur hellen Galaxie
NGC 3079 relativ leicht zu finden. Südöstlich von ihm befindet sich ein
kleiner "Mini-Herkules" aus teilweise sehr schwachen Sternen, mit
dem man sich recht schnell orientieren kann. Bei einer Austrittspupille von
<1mm, kann man diese Gravitationslinse mit indirektem Sehen phasenweise
erhaschen. Allerdings gelingt die Trennung der Komponenten nicht, und es wird
nur ein winziger, länglicher Fleck erkennbar.
[Zeichnung der Region um die Galaxie NGC 3079 am 12,5" Dobson - der Doppelquasar befindet sich am oberen Rand]
NGC 3184 (Gx) (UMa) 9,6mag
12,5": NGC 3184 ist eine herrliche, wenn auch lichtschwache
Galaxie mit recht großer Ausdehnung. Auf den ersten Blick fallen der helle
Kern, ein Halo mit geringer Flächenhelligkeit sowie ein Stern in dessen
Nordteil auf. Mit indirekter Sicht werden nach einiger Beobachtung schwache
Details erkennbar. Zwei Spiralarme winden sich entgegen des Uhrzeigersinns um
den Kern - besonders des südliche ist relativ deutlich verfolgbar. Für die
schwachen HII-Regionen sind selbst 30cm Öffnung scheinbar zu wenig.
M 81 (Gx) (UMa) 7,0mag
12,5": Der 12,5" Dobson
bietet einen guten Eindruck der verhältnismäßig schwachen Spiralarme,
dieser ansonsten sehr hellen Galaxie. Vom hellen Zentralgebiet her, sind nur
schwache Verbindungen erkennbar. Ihre maximale Intensität erreichen die Arme
erst in den "Ansen" der Galaxie, und winden sich von dort im
Uhrzeigersinn über das Zentrum. Insgesamt kann eine Drehung von 180° vom
Kern an nachvollzogen werden.
8": Wenn man die Spiralarme vorher einmal mit größerer Öffnung
deutlich gesehen hat, findet man sie auch mit weniger Öffnung wieder. Im
Gegensatz zur Beobachtung mit dem 12,5" sind die Arme jedoch nicht in
ihrem gesamten Verlauf zu verfolgen. Sie wirken mit indirekter Sicht wie zwei,
vom Kern völlig abgetrennte Bogen im Nord- und Südteil der Galaxie.
*Dann ging quer über den Himmel zum Sternbild Leo, wo ich die Zwerggalaxie Leo I beobachten wollte.*
UGC 5470 (Leo I) (Gx) (Leo) 10,2mag
8": Diese Zwerggalaxie befindet sich nur 20' nördlich des gleißend
hellen Sterns Regulus. Sie wurde im Jahr 1950 von Harrington und Wilson auf
den Platten des Palomar Sky Survey aufgefunden. Der helle Stern muss
außerhalb des Feldes positioniert sein. Bei 98x ist dann nach einiger
Beobachtung ein ziemlich schwacher, großer Nebel erkennbar. Sicherlich kein
einfaches Objekt, aber bei entsprechenden Himmel wohl auch mit noch weniger
Öffnung erkennbar.
Abell 779
Dieser Abell-Cluster besitzt dc 1 und rc 0 - klingt nicht all zu schwierig für den 12,5", vor allem da sich ganze 12 NGC-Galaxien im Zentralbereich tummeln. Die bei weitem hellste Galaxie NGC 2832 wurde von William Herschel gefunden. Sein Sohn John Herschel steuerte NGC 2825 bei. Die restlichen 10 NGC-Objekte wurden jedoch mit dem 72" von Lord Rosse, und fallen in punkto Helligkeit deutlich ab.
NGC 2832 (Gx) (Lyn) 11,8mag
Hellste Galaxie in Abell 779. Recht hell
und einfach sichtbar. Ein großer, rund-ovaler Nebel mit hellem, flächigem
Zentrum. NGC 2831 befindet sich direkt westlich.
NGC 2831 (Gx) (Lyn) 13,4mag
NGC 2831 befindet sich in Kontakt mit der
viel helleren und größeren Galaxie NGC 2832. Es zeigt sich bei hoher
Vergrößerung ein schwacher, kleiner Nebel, der ein helleres Zentrum zeigt.
NGC 2834 (Gx) (Lyn) 14,5mag
Sehr klein, rund-oval und nur indirekt schwach sichtbar. Das Zentrum ist
schwach aufgehellt.
NGC 2825 (Gx) (Lyn) 14,4mag
Recht schwach, rund-oval und klein.
NGC 2830 (Gx) (Lyn) 13,9mag
Sehr schwierig und nur schwach erkennbar. Auffällig ist einzig die längliche
Form.
NGC 2826 (Gx) (Lyn) 13,7mag
Zwar recht schwach aber mit indirekter Sicht einfach erkennbar. Ein
flächiger, deutlich langgestreckter Nebel mit hoher Flächenhelligkeit. Die
Nachbargalaxie NGC 2829 ist nicht sichtbar.
NGC 2839 (Gx) (Lyn) 14,2mag
Ziemlich schwach, aber indirekt als rund-ovaler, etwas größerer Nebel
erkennbar. Schon am Rand von Abell 779.
NGC 2823 (Gx) (Lyn) 14,6mag
Dicht bei störendem Stern. Ein schwacher, länglicher Nebel, der indirekt zu
etwa 50% der Zeit gehalten werden kann.
NGC 2833 (Gx) (Lyn) 14,8mag
Sehr schwach und oval. Auch mit indirektem Sehen alles andere als auffällig.
NGC 2827 (Gx) (Lyn) 14,8mag
Die Galaxie erscheint sehr schwach und diffus, ist jedoch eindeutig zentrisch
zwischen 2 hellen Sternen zu orten. Ein schwacher Stern befindet sich direkt
nordwestlich.
NGC 2828 (Gx) (Lyn) 14,7mag
Sehr schwach und diffus, ohne weitere Details. NGC 2827 befindet sich 3'
westlich.
Danach schwenkten wir noch etwas durch den Frühlingshimmel (Virgo usw.), bevor wir uns zufrieden auf den Heimweg machten, um uns dort als Belohnung für den Anstrengungen über den verbliebenen Kuchen herzumachen. ;-)
Clear Skies
Matthias
Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de